Was so begann, erlebte inzwischen quer durch die verschiedenen Mannschaften in den bis heute fast drei Jahrzehnten eine echte Erfolgsgeschichte. Zahlreiche Titel folgten auf allen Ebenen, nachzulesen in der Chronik auf der Internetseite der Hurricanes. Nominierungen für Jugend-Nationalteams gab es bereits etliche. Noch professionellere Strukturen wurden nötig, als die 1. Damenmannschaft 2009 die Chance erhielt, in der 2. Bundesliga anzutreten. Nach zwei Spielzeiten dort die Sensation: Als Meister der regulären Saison und knapp gescheitert in den Play-Offs erhielt das Team als Nachrücker doch das Ticket fürs Oberhaus. „Plötzlich war ein ganz anderer Etat notwendig“, berichtet Christoph Treblin. Dank der Hilfe von Sponsoren und Förderern wurde diese Hürde gemeistert. „Und es gab einen richtigen Zuschaueransturm.“ Von Woche zu Woche kamen mehr Sportbegeisterte zu den Heimspielen und feuerten die Damen an. Zwei Spielzeiten hielt das Team die Klasse, dann folgte der Abstieg, 2014 erneut der Aufstieg. Größter Erfolg: Platz drei in Liga eins, eine historische Marke in der Historie des Clubs. Doch die Saison 2015/16 entwickelte sich zu einer Umbruchphase: Der damalige Erfolgscoach wechselte den Club. Und auch die Bedingungen, unter denen die Bundesliga-Teams ihre Spiele zu bestreiten hatten, wurden überarbeitet. So wurde die Regelung, nach der immer zwei Basketballerinnen mit deutschem Pass auf dem Feld sein mussten, gekippt. Es wurde ein sogenanntes Gentlemen-Agreement abgeschlossen, nach dem sich die Bundesliga-Vereine verpflichteten, zu jeder Zeit zumindest eine deutsche Spielerin einzusetzen. Ausgerechnet der deutsche Rekordmeister TSV Wasserburg verstieß damals als erster Club gegen diese Vereinbarung. Beim Auswärtsspiel in Scheeßel spielten die Oberbayern eine Zeit lang sogar ohne deutsche Akteurin. Angesichts der Neuregelung ließen etliche Vereine generell immer vier starke Ausländerinnen auflaufen, sodass Siege deutlich schwerer zu erringen waren als früher. Trotzdem wurde die Klasse gehalten, doch die Folgesaison erwies sich personell als überaus schwierig. Konsequenz: Abstieg.
Inzwischen sind die Hurricanes also zurück in Liga 2. Abgeschlossen wurde die Saison kürzlich mit dem fünften Rang, nur knapp wurden die Play-Offs verpasst. Die gute Platzierung der Akteurinnen rund um Trainer Mahir Solo lässt Christoph Treblin optimistisch in die Zukunft schauen. „Wir sind in die Spielzeit mit einem deutlich verjüngten Team gestartet“, blickt er zurück. Einmal mehr in der Geschichte also ein Umbruch. Auch deshalb ist das gute Abschneiden mit Rang fünf doppelt erwähnenswert. „Das Team hat inzwischen seine Spielweise gefunden. Gerade in den letzten beiden Partien haben wir attraktiven Basketball gezeigt“, ist Christoph Treblin überzeugt. Und er hofft, dass eben diese sehenswerte Spielweise künftig wieder mehr Zuschauer und Zuschauerinnen anlocken wird. Der Hype aus Liga eins mit rund 500 Sportbegeisterten auf der Tribüne ist vorbei. Heute sind es aber immer noch 200 bis 250 Frauen, Männer und Kinder, die den Sportlerinnen zujubeln. Und finanziell? In den Etat der BG’89 fließt Geld sowohl vom TV Scheeßel als auch vom TuS Rotenburg. „Das würde aber bei Weitem nicht ausreichen“, macht Christoph Treblin deutlich. „Ohne unsere Sponsoren und Förderer ginge nichts, ohne sie müssten wir raus aus dem Bundesligageschäft“, sagt er. Ob Bandenwerbung, das Präsentieren des Spielballs oder Trikotsponsoring – jede Einnahme ist wichtig. Und wichtig sind auch diejenigen, die aktiv mit anpacken. Christoph Treblin ist um jeden froh, der mit dabei ist. Selbst ist er weiter mit Feuereifer bei der Sache, seine Ehefrau ebenfalls, aber trotzdem kommt auch ihm das Wort „Generationswechsel“ über die Lippen. 60 Jahre alt ist Christoph Treblin – gebürtiger Scheeßeler und Lehrer an der Eichenschule – jetzt. Leben ohne Basketball? Wer ihm zuhört (auch als engagierter Kommentator an den Spieltagen), kann sich das sicher nicht vorstellen. „Aber es wäre schön, wenn man Aufgaben auf mehr Schultern verteilen könnte“, gibt er zu. Und er spricht nicht nur von sich selbst, sondern wünscht sich ebenso Unterstützung für andere, die ihre Positionen schon lange innehaben. Verstärkung ist also willkommen.
Treu bleiben will sich die BG’89 auf jeden Fall in ihrem Kern, der aus den Gründungsjahren gewachsen ist: Auch wenn ausländische Spielerinnen das Team an der einen oder anderen Stelle verstärken, so setzt man doch auf eigene talentierte Kräfte. Sie auszubilden, ihnen eine Spielmöglichkeit auf hohem Niveau zu bieten und möglichst zu halten – das ist damals wie heute ein wichtiger Grundgedanke.
Fotos: Mark Intelmann