Der Schlüsselmoment – Bäckerei Tamke

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    Wittorf. Den Staffelstab weiterreichen – in vielen Betrieben ist das Thema Unternehmensnachfolge ungeklärt. Nicht immer finden sich Interessierte, die in die Fußstapfen der Eltern oder Großeltern treten wollen. Bei Bäcker Tamke wird der Schlüssel zur Backstube weitergereicht – an die Tochter. Und das, obwohl es zwischenzeitlich gar nicht danach aussah. Bereits 1948 wurde die Bäckerei in Wittorf in den Räumen der ehemaligen Molkerei aus der Taufe gehoben – und zwar von Bäckermeister Walter Tamke und Ehefrau Lisa. Der Neubau des jetzigen Standorts in Wittorf (heute noch Hauptsitz) wurde 1964 angepackt. 1966 gab es die Eröffnung der ersten Filiale in Visselhövede. Heiner Tamke wurde übrigens keineswegs gezwungen oder überredet, in die Fußstapfen seiner Eltern zu treten. „Es ergab sich einfach“, sagt er. 1983 übernahm er mit Ehefrau Gerda den elterlichen Betrieb, die Entwicklung schritt kontinuierlich fort. Heute gibt es übrigens zwölf Niederlassungen. 

    Damals also klappte der Generationswechsel. „Das hat sich schnell eingespielt“, berichtet Bäcker- und Konditormeister Heiner Tamke, der mit 66 Jahren theoretisch schon Richtung Ruhestand blicken könnte. Immerhin kann er beruhigt sein, was die Zukunft des Betriebes angeht, denn er bleibt in Familienhand. Und das, obwohl Tochter Tina Tamke nach der Schule erstmal eins im Sinn hatte: Weg aus Wittorf. Im heimischen Betrieb anfangen? Nein! Stattdessen studierte sie International Business in Frankreich und Deutschland und ihr Weg führte in eine Hamburger Werbeagentur. Drei Jahre später die Erkenntnis: Das ist nicht das, was ich will. Ein Schlüsselmoment für Veränderungen. Also doch in den Familienbetrieb wechseln?! „Diese Überlegung hatte sich Stück für Stück entwickelt und ist gereift“, berichtet Tina Tamke. „Ich bin fast vom Hocker gefallen, als sie uns das erzählt hat“, so Heiner Tamke lachend. Dass sich die Meinung seiner Tochter geändert hat, freut ihn und seine Frau. Und nicht nur die, auch im Mitarbeiterteam sei die Nachricht erleichtert aufgenommen worden, denn was wäre sonst wohl irgendwann aus dem Unternehmen geworden? Verkauf einzelner Filialen an externe Interessenten, das hätte Plan B sein können. Heiner Tamke ist froh, dass es nun anders kommt und der Betrieb weiterlebt.

    Foto: Mark Intelmann

    Kaufmännische Aspekte sind Tina Tamkes Schwerpunkt. Ihr Vater steht zwar nicht mehr Nacht für Nacht selbst am Ofen, wirft aber morgens um 4.30 Uhr in der Backstube gerne noch einmal einen Blick auf die Produkte. Was er und seine Tochter schätzen: Sie können sich auf das Team verlassen, ob in der Backstube oder im Verkauf. Viel werde gemeinsam besprochen und diskutiert, etwa die Einführung neuer Produkte oder Personalentscheidungen. Die Unternehmensstrukturen zu verändern dauerte etwas – zumindest auf dem Papier. Schließlich musste alles Nötige mit Geschwistern geklärt sein und rechtlich in Vertragsform gegossen werden. So ist Tina Tamke schon mehrere Jahre an Bord, die Unterschrift erfolgte aber erst im Februar 2019. Seither ist sie auch offiziell Teil der Geschäftsführung. Zieht sich Heiner Tamke tatsächlich jetzt ganz zurück? „Glauben Sie das?“, fragt Tina Tamke und deutet lachend auf den Vater, der begeistert vom Unternehmen erzählt. Dazu scheint der Spaß am Job viel zu groß zu sein. Und Lust auf Expansion gibt’s auch. „Wir suchen einen weiteren Standort, der irgendwo günstig an einer Durchfahrtsstraße liegt, mit Wohngebiet in der Nähe“, erzählt er. Wer von einer passenden Immobilie weiß, kann sich bei ihm melden.

    Wibke Woyke
    Wibke Woyke
    Wibke Woyke schrieb von September 2017 bis Juni 2020 für die STARK.
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