Privat macht es sich die Familie schon seit 1997 in Sottrum gemütlich. Und so kannte Achim Figgen natürlich den Rotenburger Verkehrslandeplatz mit dem Codenamen EDXQ. Die Stadtwerke hielten lange 40 Prozent der Betreibergesellschaft, 60 Prozent teilten sich die Geschäftsführer Werner Meyer und Peter Drewes. Nach Peter Drewes’ Tod wurden Veränderungen nötig. Werner Meyer blieb Geschäftsführer, doch die Stadtwerke übernahmen alle Anteile und halten seit Frühjahr des vergangenen Jahres 100 Prozent der Betreibergesellschaft. Eigentümer des 84 Hektar großen Areals sind sie sowieso. Dann das Zeichen: Werner Meyer will sich – verdient mit Mitte 70 – anderen Dingen im Leben widmen. Ein Nachfolger musste her und engerer Kontakt zwischen Stadtwerke-Chef Reinhard David und Achim Figgen entstand. Für letzteren von Beginn an keine Frage: „Das will ich machen.“ Die Unterschrift unter den Vertrag erfolgte – und so sitzt Achim Figgen seit 1. November 2018 als Geschäftsführer im Sattel. Deko seines Büros: ein Luftbild des Flugplatzes, ein Luftfahrtkalender, Flugzeugmodelle – na klar! Sein Gesichtsausdruck: zufrieden. Wenn Achim Figgen von seinem Job erzählt, merkt man: Wenn einer zum Flugplatz passt, dann er. Aus der Ruhe lässt er sich nicht bringen – auch wenn gerade das Telefon klingelt und die Anruferin eigentlich den Zoll sprechen möchte. Oder als ein Mitarbeiter einer ausländischen Spedition ins Gespräch platzt, ohne ausreichende Sprachkenntnisse, um zu formulieren, was er ganz genau möchte. Achim Figgen bleibt gelassen, freundlich und hilft. Luftfahrt sei eben „Berufung“, davon komme man nicht los. „Einmal Luftfahrt, immer Luftfahrt.“
Den Flugbetrieb über die Bühne gehen zu lassen – natürlich macht Achim Figgen das nicht allein, sondern hat ein Team an seiner Seite, etwa im Tower. Doch es geht nicht nur darum, den Status quo zu verwalten, sondern um eine behutsame Weiterentwicklung. Die Verlängerung der Landebahn, die vor Jahren heiß diskutiert wurde, steht dabei aktuell nicht auf der Liste. Bei der Entwicklung geht es um anderes. Etwa um einen Hallenneubau. Auch das Thema Gastronomie soll angepackt werden und eine Neuausrichtung erfolgen, um die Attraktivität des Flugplatzes zu steigern – zum einen für diejenigen, die landen, aber zum anderen auch für alle weiteren Besucher und Besucherinnen, die Lust auf einen Kaffee, ein kühles Getränk und einen Snack haben. „Wir müssen schauen, was sinnvoll finanziell realisierbar ist“, so Achim Figgen, der versucht, die Werbetrommel für den Flugplatz zu rühren. Dazu gehört es, die Vernetzung voranzutreiben, Kontakte zu festigen und neue Verbindungen zu knüpfen. Etwa (im Zusammenspiel mit der Stadt) mit Firmen, die potenziell als Kandidaten im nahen Gewerbegebiet Hohenesch gut angesiedelt wären – etwa, weil sie aus einem luftfahrtaffinen Segment kommen oder aber weil der Verkehrslandeplatz eine andere ausschlaggebende Rolle für eine Neuansiedlung spielen könnte. Ein Standortvorteil also, den es zu vermarkten gilt.
806 Meter Asphaltlandebahn. „Ein Traum ist das hier“, so Achim Figgen. Unter der Woche würde er sich mehr Schulverkehr wünschen. Der überwiegende Teil der Startenden/Landenden in Rotenburg sind übrigens Freizeitpiloten. Rund 14.000 Starts und Landungen gibt es pro Jahr. Lärm? Achim Figgen beruhigt. „Erst einmal ist es so, dass zu der Zeit, als der Flugplatz noch militärisch genutzt wurde, die Zahl wesentlich höher war – und die Maschinen waren damals viel lauter. Und ein Drittel der erwähnten 14.000 entfällt heute auf Ultraleichtflieger.“ Eine Steigerung von Großveranstaltungen ist nicht geplant. Ferdinands Feld Festival wird bleiben, auch Termine wie Fahrsicherheitstrainings stehen im Kalender. Mehr Groß-Termine sind gar nicht möglich – schließlich muss der verlässliche Flugbetrieb sichergestellt sein. Für Achim Figgen gibt’s also genug auf der Agenda. Und sonst? Verheiratet, zwei Kinder, Mitglied im Sottrumer Rat, Vorsitzender des Schützenvereins Sottrum. Fliegt er selbst? Achim Figgen nimmt seine Brille ab und deutet vielsagend darauf: „Maulwurf“, sagt er kopfschüttelnd und lacht.
Fotos: Thomas Kusch