Alt hilft Jung, so die Idee. Schließlich haben potenzielle Existenzgründer eine Menge Fragen, bei deren Beantwortung sich die pensionierten Unternehmer aus den Bereichen Handwerk, Banken, Industrie und Handel bestens auskennen und so mit ihrer Berufs- und Lebenserfahrung zur Seite stehen. Einschätzung der Geschäftsidee und Gesamtkonzeption, Kalkulation, Rentabilitätsrechnungen, Gründungsformalitäten, Buchhaltung und Controlling – einige der Themen, die berührt werden können. Warum nicht einfach nur den Ruhestand genießen und die Füße hochlegen? „Wir möchten unser Know-How an die nächste Generation weitergeben und dadurch auch die wirtschaftliche Entwicklung fördern“, erklärt Helmut Mencke die Motivation. „Und die, die frisch starten, müssen ja nicht Fehler machen, die wir vielleicht zu Beginn schon gemacht haben“, ergänzt Manfred Burfeind. Schönrechnerei gibt’s übrigens nicht – die Experten geben eine realistische Einschätzung und erteilen Ideen, wenn nötig, auch einmal Absagen. Ob sich der potenzielle Gründer daran hält oder nicht, bleibt ihm überlassen. „Manche sind leider auch beratungsresistent.“
Übrigens gibt es ebenso Unterstützung für bestehende Betriebe – etwa für die, die in eine Krise geraten sind, die einem Liquiditätsengpass entgegensehen oder aber die weitreichende Umstrukturierungen planen. Auch die Frage der Unternehmensnachfolge kommt immer wieder auf. Da die Wirtschaftssenioren aus verschiedenen Branchen kommen, gibt’s eine breite Wissensbasis. Manfred Burfeind etwa war Geschäftsführer eines Holzhandels, Helmut Mencke lange im Firmenkundenbereich einer Bank tätig. Ehemalige Steuerberater gehören der Runde beispielsweise ebenso an, Autohändler, Handwerksmeister, Gastronomen, Ingenieure. Auch wenn die eine Menge Infos zu bieten haben – durch Fortbildungen und Netzwerkarbeit halten sich alle weiter auf dem Laufenden, etwa zu Themen wie Social Media, E-Commerce oder Beratungstechniken. Gründer und bestehende Unternehmen – bei der Anzahl der Beratungen halten sie sich die Waage. Zwei bis drei Neuanträge liegen monatlich auf dem Tisch. Fehler? „Viele kommen zu spät“, so die Meinung der drei. In Betrieben, die in Schieflage geraten, werde diese oft zu lange verdrängt. Dort zu helfen, sehen die Experten als soziale Verantwortung – steht neben der Existenz aller Beteiligten schließlich auch die der zugehörigen Familienangehörigen auf der Kippe. Auch bei Neugründungen sei die Finanzierung einer der Knackpunkte. Die Berechnung des eigenen Stundensatzes berge eine weitere Gefahr – nämlich die, sich und seine Arbeit zu günstig zu verkaufen und so die Kalkulation ins Wanken zu bringen. Fragen wie die Absicherung der Familie und zu Versicherungen müssen zudem geklärt werden. Eben bei diesen Fragen, so Manfred Burfeind, können die Wirtschaftssenioren helfen: „Sie könnten mich nachts um 2 Uhr wecken, ich habe das drauf!“
Fotos: Mark Intelmann