More than wood – Jan Narten aus Stemmen macht aus Holz… mehr als nur Holz!

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    Jan Nartens „Schatzkammer“, so nennt der Tischlermeister sein Materiallager, beherbergt Stämme und Bohlen aus verschiedenen Hölzern und Epochen. Manche Eichen sind viele hundert Jahre alt. Zumeist erhält er sie von Bauern, die ein altes Ständerhaus oder einen Schafstall abgerissen haben. Vor vielen Jahren, als Jan Narten begann, alte Hölzer zu sammeln und zu verarbeiten, wunderten sich die Eigentümer: „Die alten Dinger kann ich doch verbrennen.“ Heute ruft man ihn an, wenn ein altes Haus abgerissen wird. Deshalb pflegt er auch die Kontakte zu den hiesigen Revierförstern bzw. Waldbesitzern.
     
    Die Mooreichen haben die meisten Jahre auf dem Buckel. Eigentlich möchte Jan Narten mal Labore oder Historiker beauftragen, das Baumalter dendochronologisch zu bestimmen. Da kommen schon mal 2000 bis 3000 Jahre und mehr zusammen. Schließlich gehören zur Schatzkammer auch ganze Stubben und Wurzelkomplexe. Aus diesen sägt Jan Narten Baumscheiben, deren Lücken mit Epoxidharz ausgegossen werden. Das fertige Produkt wird als Dekoration oder Tischplatte genutzt. Von Kindheit an verliebt … Sein Vater nannte bereits eine Tischlerei sein Eigen. Und als Jugendlicher kaufte sich der Sohn peu à peu Werkzeug und zog mit einem kleinen Werkzeuganhänger zu Freunden und Bekannten, um Aufträge auszuführen. Die Tischlerei Narten ging 2004 aufgrund der schlechten Auftragslage in Insolvenz. Aber Jan Narten fackelte nicht lange, übernahm mutig den insolventen Betrieb und war mit 20 Jahren selbstständiger Tischler. Natürlich musste er in den ersten Jahren Brot-und-Butter-Aufträge übernehmen, wie Fenster und Treppen herzustellen und einzubauen. Aber die große Liebe zum Holz ließ ihn rasch auf den Weg kommen, den der Tischlermeister noch heute mit sieben Mitarbeitern, darunter drei Frauen, begeht. Sein Motto und das seines Unternehmens: „Für Freunde – Arbeiten mit Freunden“.
     
    Die Kunden, die Kundinnen und der Tischler sollen Freunde werden. Die Beziehung zu den Auftraggebern ist wesentliches Prinzip seiner Unternehmensphilosophie. „Erst wenn die Beziehung stimmt, wird das Endprodukt gut sein. Wir wollen uns, bevor wir gemeinsam den Auftrag besprechen, erst einmal kennenlernen.“ Denn wenn der Tischler einen Neubau betritt, sei alles andere fertig. Aber von diesem Moment an verwirklichen Jan Narten und seine Mitarbeiter gemeinsam mit den Auftraggebern die persönliche Note des Hauses: Das geht von der Einbauküche, über Treppengeländer, Gitter für die Kindersicherung an Treppen, Parkettböden und Schränken bis zu Betten, Tischen, Bänken und Stühlen. Manchmal erfüllt Jan Narten besondere Wünsche: Zum Beispiel einen Tisch, der aus zwei geschliffenen, sonst unbehandelten Eichenbohlen besteht, deren 12 Zentimeter breiter Zwischenraum, Risse und Astlöcher mit farbigem, transparenten Epoxidharz ausgegossen werden – das dekorative Endprodukt heißt dann „Flusslandschaft“.Es bedarf wohl keiner besonderen Erwähnung, dass Jan Narten es durchaus nicht schätzt, wenn die Maserung und das Profil seiner Lieblinge mit Lackfarben in Berührung kommen. Zur Lackdose greift er nur in seltenen Ausnahmen. Aus Umweltschutzgründen und weil das Holz ja sichtbar bleiben soll, tragen seine Tischler ausschließlich Leinöl auf.

    Auf Wunsch der Auftraggeber erhalten die hölzernen Unikate auch mal ein Brandzeichen. Nicht auffällig, aber lesbar steht am Rande der Bank oder des Tisches „morethanwood 53° 10‘ 11.016“ N 9° 29‘ 13.481“ – Also die GPS-Daten des Standortes im Wald, wo der Baum gewachsen ist.„Arbeiten mit Freunden“, so hieß der 2. Teil des Firmenmottos. Jan Narten verlangt von seinem Team unbedingten Einsatz. Das vermittelt er seinen Auszubildenden, indem er Wert auf gute Kontakte zur Berufsschule und zum Elternhaus legt. Besonders gute Leistungen seiner Lehrlinge, eigentlich der Regelfall, stellt Jan Narten bei Facebook ein. Als stellvertretender Arbeitgebervertreter in der Handwerksinnung im Landkreis Rotenburg ist es ihm ein Anliegen, sich um optimale Ausbildungsbedingungen zu kümmern.

    Von seinen Mitarbeitern verlangt der Chef Fingerspitzengefühl im Umgang mit den Auftraggebern. Bei der Planung einer Küche sollte der Tischler effektiv beraten können; z.B. wissen, dass zur Zubereitung der Speisen nicht nur Herdplatte und Friteuse gehören, sondern er sollte Bescheid wissen über alle Kochvorgänge vom Braten bis zum Dämpfen. Und dass bei der Beratung von Schlafzimmer-Intérieurs Diskretion und Fingerspitzengefühl gefordert sind, versteht sich von selbst. Übrigens „Schlafzimmer“! Seit 2017 bietet Jan Narten nicht nur maßgefertigte Betten an, sondern darüber hinaus Lattenroste und Matratzen. Es gehört zur Philosophie Jan Nartens, dass eins zum anderen passen muss, ein ganzheitlicher Ansatz. Darum hat er sich entschieden, mit einem österreichischen Lattenrosthersteller zusammenzuarbeiten. Seine Frau Anna Lena ist zuständig für die Beratung zum Thema „Gesundes Schlafen“.

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    Anna Lena Narten ist eigentlich ausgebildete Lehrerin, die gerade in ihrem Beruf pausiert. Auch wegen der drei gemeinsamen Jungen im Alter von vier bis neun Jahren. Die Wertschätzung seines Teams durch Jan Narten zeigt sich dem Besucher beim Rundgang durch die Betriebsgebäude. Der Arbeitstag beginnt für alle gemeinsam in der Cafeteria. Es gibt ein gemeinsames Büro, in dem sich alle an einem großen Tisch und jeder vor seinem Arbeitsplatz zusammenfinden können. An einer Wand des Büroraums hängt eine To-do-Liste für die laufende Woche. Ein großes Pinboard, etwa 2 x 1m, hängt an einer Flurwand; die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen heften hier Verbesserungsvorschläge an. 14 Tage im Jahr ist die Tischlerei für alle geschlossen. Der Betrieb „Tischlerei Narten“ in Stemmen ist im Landkreis quasi umstellt von Möbelhäusern. Die machen ihm aber keine Angst. „Unsere Kundschaft ist selten die der Kaufhäuser.“ Und ja, seine Möbelstücke sind nicht gerade billig – aber preiswert. Jan Nartens Behauptung erschließt sich, wenn er dem Besucher ausführlich darlegt, wie seine Preise entstehen. Nehmen wir z.B. einen Einbauschrank: In der Wohnung der Kunden wie am Computer im Betrieb wird gemeinsam mit dem Auftraggeber der Schrank geplant. Von der Auswahl des Holzes – die Hölzer nimmt die Kundin in die Hand -, über die 3D-Darstellung bis zur Montage fasst Jan Narten den gesamten Arbeitsvorgang in einem Punktesystem zusammen. Dabei entspricht 1 Punkt ca. einem Euro. Transparente Preisgestaltung eben.

    Tu Gutes und rede drüber! Weil dieser Satz auch für Jan Narten wichtig ist, antwortet einer seiner Mitarbeiter postwendend auf Kommentare in Facebook. Und nach der Arbeit? In der Aufbauphase wusste Jan Narten, wie er erzählt, manchmal nicht mehr, wo ihm der Kopf stand. Ein Freund riet zum Abschalten, zum Zeitnehmen für sich selbst, in der Natur. Dort tief durchatmen und sich einen Überblick verschaffen. Das regelmäßige Bewegen im Freien ist ihm seitdem eine Herzensangelegenheit geworden, beim Joggen, beim Schwimmen, bei Kajaktouren – am liebsten im Wildwasser. Der Besucher verlässt die Tischlerei nach einem Rundgang in dem Schauraum. Sein Blick gleitet über Tisch und Bänke, über Schränke und Wanddekorationen. Über nahezu jedes Werkstück hat Jan Narten etwas zu erzählen. Holz eben – more than wood!

    Fotos: Mark Intelmann

    Heribert Eiden
    Heribert Eiden
    Erste Erfahrungen mit der Presse am Gymnasium in seiner Heimat. In der Schülerzeitung berichtet er 1967 u.a. höchst kritisch über eine NPD-Veranstaltung. Nach Studium von Germanistik und Geschichte in Freiburg wird Lehrer und engagiert sich im Theaterfach als Regisseur in Schulen wie im Rotenburger Theater RollenTausch.
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