Auf Wunsch der Auftraggeber erhalten die hölzernen Unikate auch mal ein Brandzeichen. Nicht auffällig, aber lesbar steht am Rande der Bank oder des Tisches „morethanwood 53° 10‘ 11.016“ N 9° 29‘ 13.481“ – Also die GPS-Daten des Standortes im Wald, wo der Baum gewachsen ist.„Arbeiten mit Freunden“, so hieß der 2. Teil des Firmenmottos. Jan Narten verlangt von seinem Team unbedingten Einsatz. Das vermittelt er seinen Auszubildenden, indem er Wert auf gute Kontakte zur Berufsschule und zum Elternhaus legt. Besonders gute Leistungen seiner Lehrlinge, eigentlich der Regelfall, stellt Jan Narten bei Facebook ein. Als stellvertretender Arbeitgebervertreter in der Handwerksinnung im Landkreis Rotenburg ist es ihm ein Anliegen, sich um optimale Ausbildungsbedingungen zu kümmern.
Von seinen Mitarbeitern verlangt der Chef Fingerspitzengefühl im Umgang mit den Auftraggebern. Bei der Planung einer Küche sollte der Tischler effektiv beraten können; z.B. wissen, dass zur Zubereitung der Speisen nicht nur Herdplatte und Friteuse gehören, sondern er sollte Bescheid wissen über alle Kochvorgänge vom Braten bis zum Dämpfen. Und dass bei der Beratung von Schlafzimmer-Intérieurs Diskretion und Fingerspitzengefühl gefordert sind, versteht sich von selbst. Übrigens „Schlafzimmer“! Seit 2017 bietet Jan Narten nicht nur maßgefertigte Betten an, sondern darüber hinaus Lattenroste und Matratzen. Es gehört zur Philosophie Jan Nartens, dass eins zum anderen passen muss, ein ganzheitlicher Ansatz. Darum hat er sich entschieden, mit einem österreichischen Lattenrosthersteller zusammenzuarbeiten. Seine Frau Anna Lena ist zuständig für die Beratung zum Thema „Gesundes Schlafen“.
Anna Lena Narten ist eigentlich ausgebildete Lehrerin, die gerade in ihrem Beruf pausiert. Auch wegen der drei gemeinsamen Jungen im Alter von vier bis neun Jahren. Die Wertschätzung seines Teams durch Jan Narten zeigt sich dem Besucher beim Rundgang durch die Betriebsgebäude. Der Arbeitstag beginnt für alle gemeinsam in der Cafeteria. Es gibt ein gemeinsames Büro, in dem sich alle an einem großen Tisch und jeder vor seinem Arbeitsplatz zusammenfinden können. An einer Wand des Büroraums hängt eine To-do-Liste für die laufende Woche. Ein großes Pinboard, etwa 2 x 1m, hängt an einer Flurwand; die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen heften hier Verbesserungsvorschläge an. 14 Tage im Jahr ist die Tischlerei für alle geschlossen. Der Betrieb „Tischlerei Narten“ in Stemmen ist im Landkreis quasi umstellt von Möbelhäusern. Die machen ihm aber keine Angst. „Unsere Kundschaft ist selten die der Kaufhäuser.“ Und ja, seine Möbelstücke sind nicht gerade billig – aber preiswert. Jan Nartens Behauptung erschließt sich, wenn er dem Besucher ausführlich darlegt, wie seine Preise entstehen. Nehmen wir z.B. einen Einbauschrank: In der Wohnung der Kunden wie am Computer im Betrieb wird gemeinsam mit dem Auftraggeber der Schrank geplant. Von der Auswahl des Holzes – die Hölzer nimmt die Kundin in die Hand -, über die 3D-Darstellung bis zur Montage fasst Jan Narten den gesamten Arbeitsvorgang in einem Punktesystem zusammen. Dabei entspricht 1 Punkt ca. einem Euro. Transparente Preisgestaltung eben.
Tu Gutes und rede drüber! Weil dieser Satz auch für Jan Narten wichtig ist, antwortet einer seiner Mitarbeiter postwendend auf Kommentare in Facebook. Und nach der Arbeit? In der Aufbauphase wusste Jan Narten, wie er erzählt, manchmal nicht mehr, wo ihm der Kopf stand. Ein Freund riet zum Abschalten, zum Zeitnehmen für sich selbst, in der Natur. Dort tief durchatmen und sich einen Überblick verschaffen. Das regelmäßige Bewegen im Freien ist ihm seitdem eine Herzensangelegenheit geworden, beim Joggen, beim Schwimmen, bei Kajaktouren – am liebsten im Wildwasser. Der Besucher verlässt die Tischlerei nach einem Rundgang in dem Schauraum. Sein Blick gleitet über Tisch und Bänke, über Schränke und Wanddekorationen. Über nahezu jedes Werkstück hat Jan Narten etwas zu erzählen. Holz eben – more than wood!
Fotos: Mark Intelmann