Reinhard Staupe – Spieleerfinder aus Leidenschaft

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    Ahausen. Spielen ist Sache der Kinder – logisch -, ist es doch für die menschliche Entwicklung essentiell. Nicht anders verhielt es sich bei Reinhard Staupe. Als kleiner Steppke spielte er im Familienkreis leidenschaftlich die klassischen Brettspiele. Diese Leidenschaft zum Beruf zu machen und Spieleerfinder zu werden, dazu entscheiden sich jedoch nur wenige Erwachsene.

    Seit 1995 hat Reinhard Staupe weltweit mehr als 100 Spiele veröffentlicht, darunter mehrere Best- und Dauerseller. Vielfach wurden seine Spiele zum Spiel des Jahres nominiert. Von Speed, dem schnellsten Kartenspiel der Welt, bis zu Privacy, das die delikatesten Geheimnisse der Mitspieler charmant enthüllt – für jeden Spielertypen ist etwas dabei. 2021 schaffte es das Detektivspiel Inspektor Nase auf die heißbegehrte Liste. Offenbar hat Staupe den richtigen Riecher für Erfolg.

    Aufgewachsen in der Peripherie von Kassel musste er sich bereits in seiner Jugend aufgrund von Knieproblemen von seinem eigentlichen Berufswunsch, Fußballprofi, verabschieden. Auch die Alternative, Drehbuchautor, verwarf Reinhard Staupe nach einer Ablehnung durch die Filmhochschule. Aber ein Spieleerfinder wäre kein Erfinder, wenn er nicht viele Wege fände, sich immer wieder neu zu erfinden. So schreibt er Gedichte, verfasste Postkartentexte für die Grafikwerkstatt Bielefeld und einmal sogar einen Roman. „Meine Hauptleidenschaft ist immer das Spielen. Wenn ich mich beruflich beschreiben soll, bin ich immer der Spieleerfinder. Meine Maxime ist es, die Dinge zu tun, wozu ich geboren bin, was mir wirklich wichtig ist. Es ist unabdingbar, mit Liebe zur Sache mit vollem Herzen dabei zu sein, ansonsten würde ich aufhören. Denn wenn man etwas nebenbei macht, leidet die Qualität. Meine eigentliche Bestätigung besteht in der Freude und dem Spaß, den die Menschen beim Spielen erleben. Niemals könnte ich diese Arbeit nur aus finanziellen Gründen leisten, das war noch nie eine Motivation für mich, und dieses Privileg habe ich mir mühsam erarbeitet“, sagt Reinhard Staupe über sich.

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    Spieleerfinder ist kein Lehrberuf, es gab nur wenig, woran man sich orientieren konnte. In den 1990er Jahren dienten die Spielzeugabteilungen der Kaufhäuser als Informationsquelle. Heute findet man im Internet wirklich alles, was auf diesem Markt von Belang ist, von Neuerscheinungen über Trends bis hin zu konkreten Spielanleitungen. Als wichtigsten Schritt in seiner Laufbahn sieht Staupe die Gründung seines eigenen Spieleverlages in den 1990er Jahren. „Wenn du auf den Messen Spiele verkaufen willst, musst du sie tausendfach erklären. Dabei lernst du, was die Leute verstehen, was sie wollen, woran sie Freude haben und was nicht gut ankommt.“

    Dabei hat er nicht nur eigene Spielideen an die Verlage gebracht, sondern ist seit 1996 auch redaktionell für die Betreuung von Autoren, den Aufbau und das Programm bei verschiedenen namhaften Verlagen verantwortlich. Ungefähr 5000 Spielideen hat er als verantwortlicher Redakteur in den letzten 25 Jahren angeschaut. Sein Alltag hat größtenteils wenig mit dem eigentlichen Erfinden zu tun: Emails sichten, sich über den Spielemarkt informieren, Rezensionen lesen, Prototypen basteln, ein Layout entwickeln, Spielregeln schreiben und überarbeiten.

    Schätzungsweise 10 000 Schritte stehen zwischen der ersten Idee und dem fertigen Produkt in den Spielzeugregalen. Allein die Spielregeln überarbeitet Reinhard Staupe 30- bis 40mal akribisch, denn jeder Satz muss sitzen, damit ein leichter Zugang zu dem Spiel möglich ist. Am Ende muss alles zu 100 Prozent zusammenpassen, der Inhalt, der Titel, das Material, die Illustration und der Preis. Dann hat das Spiel die Chance, ein Klassiker oder Millionenseller zu werden. Für Staupe ist ein Spiel erfolgreich, wenn es die Marke von 100 000 verkauften Spielen überschreitet oder sich langfristig auf dem Markt etabliert.

    Auf Spaziergängen mit seiner Hündin Fritzi kommen Reinhard Staupe oft die ersten Ideen. Gedankensplitter, die sich manifestieren und oft den Anfang für die Entwicklung einer neuen Spielidee bilden. Hierin liegt auch der Reiz des Spieleerfindens. Ein Gedankenfunke transformiert sich im Laufe der Spieleentwicklung zu einem fertigen Produkt in den Regalen der Spielwarenhändler. Damit diese kleinen Eingebungen nicht verloren gehen, macht sich Staupe Notizen. Sogar neben seinem Bett liegen stets Zettel und Stift bereit.

    Er selbst bezeichnet sich als Stadtrandmensch, der sich gerne in dem Spannungsfeld von städtischem Kulturangebot und ländlicher Beschaulichkeit bewegt. Dass sein Heimatort nun Hellwege ist, ist dem Zufall geschuldet und hat sich einfach ergeben. Von den meisten Passanten unbemerkt, verbirgt sich hinter einem hohen Holzzaun ein U-förmig angeordnetes Gebäudeensemble. Das ländliche Idyll lädt zum Träumen und Spielen ein. In einem Nebengebäude, dem Spielhaus mit gemütlichem Holzofen und urigem Ambiente, stapeln sich zahlreiche Spiele, aber auch technische Spielautomaten. Hier findet wöchentlich ein Spieletreff statt, denn Staupe ist in erster Linie auch Spieler und streut hin und wieder neue Spielideen ein, um sie zu testen. Besonderen Wert legt er dabei auf die Rückmeldung seines zwölfjährigen Sohnes Linus, für dessen Erziehung er hauptverantwortlich ist. Seine berufliche Selbstständigkeit gibt ihm dabei alle Freiheiten, den Bedürfnissen seines Sohnes gerecht zu werden. „Es gibt nichts Lohnenswerteres, auch wenn es oft anstrengend ist, als Vater zu sein. Vater zu sein, ist der Sinn meines Lebens.“ Überhaupt sind es die persönlichen Begegnungen, die Kommunikation mit anderen Menschen, die für Reinhard Staupe wertvoll sind. Diese Einstellung bestimmt sein Leben und viele seiner Spielideen sind dadurch inspiriert.

    „Analoge Spiele können eine soziale Zuflucht aus der Vereinsamung in unserer digitalen Gesellschaft sein. Ich will den persönlichen Kontakt zu den Mitspielern, die direkte Interaktion erleben. Ein Brettspiel gehört an den Tisch! Dieses unmittelbare Miteinander, das Erleben von Aktion und Reaktion ist nur bei analogen Spielformen möglich, das haben sie den digitalen Spielen voraus“, ist Reinhard Staupe überzeugt. Nach elf erfolgreichen Jahren als redaktionell Verantwortlicher bei den Nürnberger Spielkarten sucht Reinhard Staupe 2023 neue Herausforderungen. Gerade vor ein paar Tagen stellte sein neuer Verlag Kendi Games auf einer Spieleveranstaltung in Dortmund das Premierenprogramm vor.

    Fotos: Arne von Brill

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