Als moderne Verlängerung des historischen Ensembles bezeichnet Restaurantleiterin Aleksandra Szajter-Akgün die Architektur der Lokalität, die auf den Grundfesten der Remise der Feuerwehr Thedinghausen entstand. Hier bauten Iwona Szajter-Osiecka und Ehemann Jacek Osiecki ein Speiselokal ganz nach ihren Vorstellungen. Der Neubau sollte sich in das historische Ensemble einfügen und dessen romantische Geschichte von Johann Friedrich von Holstein-Gottorf und seiner Geliebten Gertrud von Hermeling-Heimbruch aufnehmen und widerspiegeln. Aus Liebe zu den beiden Liebenden entschied sich das Gastronomen-ehepaar für den Namen „Romance“. Die Aussprache des Begriffs bleibe allerdings jedem selbst überlassen, sagt Aleksandra Szajter-Akgün lächelnd. Sie und ihre Familie favorisieren aber die französische Art.
Als direkte Verbindung zu Fischerhude verstehen die drei Gastronomen das Thedinghauser Restaurant. Obwohl Iwona Szajter-Osiecka als Querflötistin, Künstlerin und Lehrerin und Aleksandra Szajter-Akgün als Übersetzerin und Linguistin ausgebildet sind, lieben sie es, Gäste zu bewirten. „Wir machen es alle gerne und gut“, sagt die Restaurantleiterin und bezieht sich damit auf die positive Resonanz ihrer Gäste, von denen viele ihnen aus Fischerhude folgten.
Keiner von ihnen lernte in der Gastronomie, aber seit mehr als 30 Jahren ist es ihre Leidenschaft. Ein Restaurant zu führen sei immer schon der Traum ihres gastronomieerfahrenen Schwagers gewesen. Viele Jahre führten die Schwestern daher gemeinsam mit Jacek Osiecki die „ Alte Wassermühle“ in Fischerhude. In Thedinghausen sei die Karte zwar etwas kleiner als in Fischerhude, wo die Mittagskarte das Geschäft bestimmte, dafür aber abwechslungsreicher. Hier fanden sie vor sieben Jahren eine neue Heimat. Seitdem wird in Sichtweite zum Erbhof eine frische und leicht gehobene Küche auf den Teller gebracht. Sie bemühen sich, so Szajter-Akgün, so viele regionale Produkte wie nur möglich in ihrer Küche zu verwenden. Als gutbürgerlich, gepaart mit polnischen, italienischen und asiatischen Einflüssen, beschreibt die 40-Jährige die Kochkunst, die im „Romance“ praktiziert wird. Pro Jahr wechselt die Karte zwei- bis dreimal, dazu kommen aktuelle Tagesgerichte je nach Saison. Alles nicht nur in den Speisekarten nachzulesen, sondern vor allem auch an der mit Kreidefarbe schwarz gestrichenen Wand hinter dem Tresen. Handgeschrieben in großen Buchstaben und daher auch in der letzten Ecke zu lesen.
Hoch oben über den 80 Plätzen und dem gemütlichen Ofen, dem Highlight in der Winterzeit im „Romance“, prangen die Konterfeis der beiden Liebenden ganz prominent an der Wand. Ihre Schwester Iwona habe einfach ein Auge und ein Händchen für das Detail, sagt Aleksandra Szajter-Akgün. Einfach schön, geschmackvoll und interessant war der Anspruch, den die Inhaberin des Restaurants in ihrer Gestaltung des Gastraums konsequent umsetzte. Das ist ihr gelungen. Ihr Gespür für Einrichtung zieht sich durch das gesamte Restaurant und den ebenfalls 80 Plätze umfassenden Außenbereich. Drinnen stehen die Kommode der Uroma und Barhocker, die sie in Polen anfertigen ließen, auf Fliesen, die aus Spanien kommen.
Sinn für Kunst und Kultur dokumentieren die regelmäßig wechselnden Ausstellungen von Künstlern aus der Region. Es sei ihr Wunsch, so Aleksandra Szajter-Akgün, eine familiäre Atmosphäre mit Wohlfühlklima zu schaffen. Draußen haben die Gäste den Erbhof immer im Blick und können sich für romantische Fotos unter den Rosenbogen stellen.
Gertruds und Johanns Einfluss ist immer noch zu spüren. So führt viele Hochzeitspaare der Weg nach der Trauung im Schloss mit ihrer Hochzeitsgesellschaft direkt ins „Romance“. Zwei Jahre lang fanden coronabedingt keine Feste, Kohlfahrten und Familienfeiern statt. Das war eine harte Zeit, die das Team des „Romance“ aber dank vieler Stammkunden überstand. Mittlerweile werden viele Konfirmations-, Tauf- und Hochzeitsfeiern nachgeholt.
Fotos: Arne von Brill