Rotary Rotenburg Wümmeland – Freunde

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    Als sich Rechtsanwalt Paul Harris, Kohlehändler Sylvester Schiele, Textilkaufmann Hiram Shorey und Bergbauingenieur Gus Loehr im Jahre 1905 zusammenhockten, konnten sie wohl kaum erahnen, für welch’ große Erfolgsgeschichte sie den Anstoß geben würden. Am 23. Februar genannten Jahres war es nämlich, dass jene vier Männer in Chicago den ersten Rotary Club überhaupt aus der Taufe hoben. Heute zählen zu Rotary in mehr als 200 Ländern rund 1,2 Millionen Mitglieder – auch in der hiesigen Region. Etwa 40 Mitglieder sind es, die sich im Club Rotenburg Wümmeland zusammengetan haben. Was sie mit allen anderen Clubs eint: die Begeisterung für die rotarische Idee, Toleranz, Zusammenhalt, soziales Denken und der Wille, Anderen zu helfen. „Service above self“, also „Selbstloses dienen“, so lautet das Motto. Wenn Dr. Dr. Maren Krohn (Präsidentin), Corinna Müller-Suszek (Clubmeisterin) und Claus Buhrfeind (Gründungsmitglied) von ihrem Club erzählen, ist auch ihnen die Begeisterung anzumerken. Gleich vorab räumen sie mit einem Vorurteil auf, das oft kursiert: „Rotary ist kein Eliten-Club.“ Ja, die Mitglieder haben zwar Führungspositionen inne, doch von der Schauspielerin über Handwerker bis hin zur Ärzteschaft – die Zusammensetzung der Mitglieder zeige einen Querschnitt der verschiedensten Berufe. Wie es überhaupt zur Gründung im Jahr 2006 kam? Das weiß Claus Buhrfeind, schließlich war er als erster Präsident auserkoren worden. Zu jener Zeit gab es Rotary nämlich bereits vor Ort, vertreten durch den Club Rotenburg Wümme (der 2017 seinen 50. Geburtstag feierte). Der aber wurde allmählich zu groß und so wurde die Gründung eines zweiten Clubs für den Altkreis angestoßen. Übrigens: 1921 wurde auf einer Convention in Edinburgh eine einheitliche Verfassung beschlossen, die nur Männer als Mitglieder vorsah. So entwickelte sich Rotary zwischenzeitlich zu einem Herrenclub, der sich erst 1987 nach einem Urteil des Ober-
sten Gerichts der USA wieder für Frauen öffnete. Selbstverständlich also, dass der neue Club Wümmeland von Beginn an weibliche Mitglieder in seinen Reihen hatte.

    „Sieben Personen wurden angesprochen – fünf Männer, zwei Frauen –, ob sie Interesse hätten, Wümmeland zu gründen“, erinnert sich Claus Buhrfeind. Und da er persönlich bereits so manchen Rotarier kannte und mit der Grundidee der Clubs vertraut war, sagte er zu und wurde erster Präsident. Mit dem Ende des sogenannten rotarischen Jahres wechselt Ende Juni jeweils auch die Präsidentschaft – aktuell liegt sie bei Dr. Dr. Maren Krohn. Aber nicht nur sie hat eine verantwortungsvolle Aufgabe, sondern ebenso die Schriftführerin (aktuell Hannelore Köppen) und natürlich die Clubmeisterin Corinna Müller-Suszek. Schließlich gilt es, die wöchentlichen Treffen zu organisieren – am ersten und dritten Montag eines Monats im Waldhof, am zweiten und vierten im Rocas. Gibt es zusätzlich in einem Monat einen fünften Montag, steht ein Kaminabend in privater Runde im Kalender. Für die regulären Wochentreffen muss die Clubmeisterin für Vorträge sorgen – die können von externen Gästen bestritten werden, doch insbesondere eben auch aus den eigenen Reihen. Gerade das, so Claus Buhrfeind, sei sehr spannend, wenn Mitglieder etwa aus ihren Berufen, von Reisen und Projekten berichten. „Ich werde keine geschäftlichen Vorteile oder andere Vergünstigungen von anderen Rotariern erbitten“, so steht’s im Rotary Code of Ethics, der 1915 in San Francisco verabschiedet wurde. Um das Zuschustern von Aufträgen und den Sprung hinauf auf der Karriereleiter durch „Vitamin B“ geht es also nicht. Der gegenseitige Austausch, Horizonterweiterung und das Netzwerk sind wichtig – doch der Grundgedanke der Rotarier geht weit darüber hinaus. Sie setzen sich für Völkerverständigung und Frieden ein. Dabei hilft etwa der Kontakt zu Partnerclubs (wie im Fall Wümmeland zum Club in Riga) oder der internationale Jugendaustausch. Und die Clubs helfen in aller Welt. „Es gibt internationale Projekte, die alle unterstützen“, berichtet Dr. Dr. Maren Krohn. Das bekannteste Projekt ist der Kampf gegen Kinderlähmung. 1979 wurde die Polio-Impfung aller Kinder auf den Philippinen als Modellprojekt ausgesucht und mit so großem Erfolg abgeschlossen, dass der Zentralvorstand daraus eine Art Jahrhundertprojekt machte. Und der Einsatz lohnt sich: Nur noch in drei Ländern (1988: 125 Länder) ist Polio endemisch. Entscheidend für den Erfolg war auch, dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO) 1988 die rotarischen Erfolge zum Anlass nahm, den Kampf gegen die Kinderlähmung mit Priorität auf ihre Agenda zu nehmen.

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    Doch die lokalen Clubs suchen sich ebenso eigene unterstützenswerte Projekte. Gemeinsam sitzt Rotary Wümmeland mit Rotary Rotenburg Wümme in einem Boot, wenn es darum geht, das jährliche Entenrennen (das nächste: 30. September 2018) über die Bühne gehen zu lassen, um so Geld für den guten Zweck hereinzubekommen. 5.500 Enten-Lose á fünf Euro gehen an den Mann und die Frau und so konnte mit den Einnahmen 2017 beispielsweise die Organisation „Life for all“ unterstützt werden. Ein Ziel: in Indien gegen die Grausamkeiten an Ungeborenen und Neugeborenen – vor allem an Mädchen – vorzugehen und die daraus folgende demographische Katastrophe abwenden. Die Tradition der Präferenz des männlichen Nachwuchses samt grausamster Varianten des weiblichen Infantizids sowie des fehlenden Respekts für Mädchen prägen seit Jahrhunderten den indischen Subkontinent. Nicht nur Aufklärung ist nötig, sondern ganz konkrete Hilfe: Auf 1,75 Hektar Land wurde in Südindien ein Zentrum gebaut, in dem junge Frauen Zuflucht finden, die während ihrer Schwangerschaft bedroht oder verstoßen werden. Neben kostenfreier Betreuung wird ihnen medizinische Versorgung angeboten. Bis Ende 2019 will „Life for All” solche Zentren in weiteren zwölf Bundesstaaten Indiens errichten. Ob Hilfe für Erdbebenopfer in Nepal oder die Finanzierung einer Lehrerstelle in Guinea – die Liste internationaler Projekte, die im Laufe der Jahre durch Entenrennen-Erlöse unterstützt werden konnten, ist lang. Dass kein Euro in fremden Kanälen versickert, dabei helfen im Ausland vertrauenswürdige Kontakte. „Aber wir helfen immer auch vor Ort“, bekräftigt die Präsidentin. Insbesondere Kinder und Jugendliche und die Themen Prävention und Integration stehen ganz oben auf der Liste. So wurde zum Beispiel bereits Simbav unterstützt und das Förderprojekt LLLL (Lesen lernen – Leben lernen), bei dem Grundschulen mit Lesebüchern ausgestattet wurden. Das Junge Orchester Auenland erhielt ebenso einen Zuschuss für Instrumente wie der Dorfverein Westeresch für ein Klavier. Nur einige beispielhafte Projekte, die zeigen: Geld für Hilfe ist nötig. Das kommt aber nicht nur durch das Entenrennen rein, sondern ebenso durch die bereits etablierte Veranstaltung „Feuer und Flamme“, die Rotary Wümmeland einmal jährlich in Westeresch durchführt unter der Federführung von Georg Trauernicht. Die Tickets sind stets begehrt, in diesem Jahr gab es die elfte Auflage des musikalischen Abends, an dem die Rotarier sich übrigens nicht zurücklehnen, sondern selbst anpacken und Essen und Getränke gegen Spenden abgeben. Zwischen 3.000 und 3.500 Euro kommen so jedes Mal durch „Feuer und Flamme“ zusammen.

    Bei Hands-on-Projekten mit anzupacken, ist für die Rotarier selbstverständlich. Der Zusammenhalt im örtlichen Club Wümmeland ist sehr gut. Wer einmal Rotarier wird (um aufgenommen zu werden, muss es eine Empfehlung eines bestehenden Mitglieds geben und alle müssen bei Rotary Wümmeland „Ja“ zum Neuzugang sagen), bleibt es übrigens meist lebenslänglich – und das gerne. „Wir sind wie eine große Familie“, betont Claus Buhrfeind und Dr. Dr. Maren Krohn ergänzt: „Und das ohne soziale Schranken.“

    Fotos: Mark Intelmann

    Wibke Woyke
    Wibke Woyke
    Wibke Woyke schrieb von September 2017 bis Juni 2020 für die STARK.
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