Mein Herz schlägt für Sport – Rolf Ludwig

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    Rolf Ludwig öffnet einen seiner großen Aktenschränke. Innen: Ordner an Ordner. Fast ein ganzes Leben akribisch dokumentiert. Sportliches, persönliche Reisen, Funktionärstätigkeiten. „Ich habe alles über den Sport hier gesammelt, seit 1960 alle relevanten Zeitungsartikel“, berichtet er. Und natürlich ist das Ganze darüber hinaus inzwischen auch digitalisiert. „Vielleicht bringe ich irgendwann ein Buch heraus.“ Geschichten gibt es jedenfalls genug. Angefangen hat alles in Dresden, Rolf Ludwigs Geburtsort. Die Familie überlebte die Bomben des Zweiten Weltkriegs. Als er fünf Jahre alt war, folgte der Umzug nach Rotenburg. 

    Während sich sein Vater – dankbar, dem Krieg entkommen zu sein – als sogenannter Siedlungsbeauftragter ehrenamtlich mit darum kümmerte, 1.500 Wohneinheiten für Geflüchtete entstehen zu lassen, besuchte Rolf Ludwig die Schule. Auch die Zeit in der evangelischen Jugend habe ihn geprägt, erklärt er rückblickend. In Bremen absolvierte er 1961 bis 1963 die Ausbildung zum Reedereikaufmann, wurde Volontär bei der Concordia. „Ich wollte dann als Reedereikaufmann nach Afrika, genauer gesagt nach Bengasi, Libyen“, erinnert er sich. Doch dann die Kehrtwende: Er entschied sich, seinen Vater in dessen Versicherungsgeschäft zu unterstützen. Dass er ein Verkäufertyp sei, wurde ihm sowieso schon bescheinigt. Auch während seiner Bundeswehrzeit wurde das genutzt, um Versicherungen und Kredite an den Mann und die Frau zu bringen. Später dann sein steiler Aufstieg bei der IOS. „Zweimal wurde ich weltbester Verkäufer“, sagt er nicht ohne Stolz. Dabei habe er – aufgrund des damaligen Wechselkurses – quasi viermal so gut sein müssen wie seine amerikanischen Kollegen. Sein Talent: Im persönlichen Kontakt, Menschen zu überzeugen. Dies entdeckte auch die Nürnberger Versicherung und holte ihn zu sich. Dort etablierte er sich als Top-Verkäufer und von Gründung der Nürnberger Versicherungsgesellschaft bis zum heutigen Tage zählt er zu den besten zehn Verkäufern. Zusätzlich gehört er auch heute noch als Vorsitzender den Immobilienbeiräten an. Dass dazu nicht nur Können, sondern auch Glück gehört, weiß Rolf Ludwig. „Das nötige Glück habe ich oft gehabt im Leben.“ Nicht ohne Stolz blickt er auf seine an der Wand hängenden Auszeichnungen.

    Foto: Rolf Ludwig

    Doch das Leben dreht sich – wer weiß es nicht – nicht nur um Geld. Rolf Ludwigs Herz für den Sport schlägt seit jungen Jahren. Als 14-Jähriger kickte er auf der Mittelfeldposition für den damaligen Eisenbahnersportverein Rotenburg. Erfolg: Kreismeister mit der C-Jugend 1956. Nach der Vereinsauflösung schwenkte er um und widmete sich beim TuS verstärkt der Leichtathletik. Seinen ersten Posten übernimmt er als 18-Jähriger im Jahr 1960 – als Jugendwart. Mit viel Engagement stellt er beispielsweise Vorträge und Fahrten auf die Beine – und natürlich das Kinderkostümfest. „40 Jahre habe ich das organisiert“, berichtet Ludwig, der viel Herzblut in die Sache investiert hat – und natürlich fiel es ihm entsprechend schwer, die Aufgabe nach Jahrzehnten abzugeben. Sozial-, Kassen-, Pressewart, zweiter Vorsitzender – beim TuS hat Ludwig etliche Ämter ausgefüllt. Seit 2008 ist er Chef des Vereins und feiert nunmehr in diesem Jahr Zehnjähriges auf diesem Posten.
    Eine Zeitspanne, die jedoch klein ist im Vergleich mit seinem Wirken bei der Arbeitsgemeinschaft Rotenburger Sportvereine (ARS), die sein Vater 1973 mitbegründete. 1975 kam Rolf Ludwig in den Vorstand, seit 1979 ist er Vorsitzender. Klein angefangen zählen mittlerweile 40 Clubs mit mehr als 10.000 Mitgliedern hinzu. Und die müssen alle unter einen Hut gebracht werden. Ob kleiner oder großer Club, ob Golf oder Schach – das Miteinander sei gut. Einzelne Ausnahmen bestätigen die Regel. In seinem Amt habe der ARS-Boss stets darauf Wert gelegt, mit allen Vereinen gut zusammenzuarbeiten. Dass auf persönlicher Ebene das Verhältnis zum RSV (der hat inzwischen den Austritt aus der ARS bekundet) „abgehakt“ sei, sei kein Geheimnis. „Anfangs hat das wehgetan, heute nicht mehr.“ Wenn Rolf Ludwig von seinem Leben erzählt, schaut er zufrieden aus. Warum auch nicht. Erfolg zieht jedoch auch Neider an. Kritiker, eventuell sogar böse Zungen. Rolf Ludwig betont, dass er zwar immer in jeder Sache gesprächsbereit sei – doch seine Meinung verbieten lässt er sich nicht. Damit eckt er an und so mancher mag beim Namen Rolf Ludwig die Stirn in Falten legen. „Ja, manchmal reiße ich die Klappe vielleicht sehr schnell auf, aber dann bricht das vom Herzen kommend einfach heraus. So bin ich“, sagt er schulterzuckend mit einem Lächeln. Schachzüge lägen ihm fern. Mache er Fehler, könne er die auch eingestehen. „Jeder Mensch macht doch Fehler und kann mal etwas übersehen. Ich muss nicht immer Recht haben.“ Doch etwas mag er ganz und gar nicht: „Unfairness und Unehrlichkeit.“ Leider sei ihm genau das aber nicht selten widerfahren. Auch von Menschen, denen er vorher schon geholfen habe.

    Foto: Rolf Ludwig

    Aktuell macht sich Rolf Ludwig an der einen oder anderen Stelle wieder keine Freunde. Thema Kunstrasenplatz. „Brauchen wir nicht“, winkt er ab, „und wer soll den bezahlen?“ Bedacht werden müssten die Wirtschaftlichkeit und eine ehrliche Berechnung. Laut eines DFB-Gutachtens würden die Kosten im Laufe von 25 Jahren circa 1,8 Millionen Euro betragen, rechnet er vor. Ein Kunstrasenplatz müsse alle zehn bis zwölf Jahre entsorgt werden. Kosten: 300.000 Euro. Hinzu komme eine erhöhte Umweltbelastung. Nach einer Ermittlung der Stadt, so Ludwig, bestehe keine Notwendigkeit für weitere Sportplätze und durch den Bau einer neuen Flutlichtanlage 2018 würden weitere Trainingseinheiten für alle Vereine geschaffen. Dass er diese Ansicht offen kundtut, dafür hat er schon einstecken müssen. „Ich stimme ja nicht ab, aber ich sage meine Meinung, das bleibt auch so.“ Lob gibt’s für ihn nicht nur für die guten städtischen Sportanlagen, sondern auch insgesamt für die vielen Clubs. Besonders positiv fielen ihm aktuell das Team American Football, die Fußballer der SG Unterstedt und die Handballer vom TuS Rotenburg auf. „Überall ein besonderer Teamgeist.“ Doch auch für andere Sportarten interessiert er sich, etwa Basketball, Schwimmen, Aerobic und Leichtathletik als Beispiele. Rund dreimal pro Woche ist er daher in der Region bei Sportveranstaltungen zu Gast. „Und das mit viel Freude.“ Größere Events feiert er auch in Hamburg bei seinem Lieblingsverein St. Pauli. Ein wenig stolz ist er, dass er das Rettungsspiel St. Pauli gegen Bayern München vermittelt hat. 58 Jahre ehrenamtliches Engagement, die meisten Jahre als Vorsitzender. Frustriert alles hinschmeißen? „Daran habe ich nie gedacht. Sport ist für mich Herzenssache.“ Und trotzdem: Der Zeitpunkt des Rückzugs ist gesetzt. „In zwei Jahren feiere ich 60 Jahre Ehrenamt und habe hoffentlich auch mein 60. Sportabzeichen in der Tasche. Dann gebe ich meine Posten beim TuS und bei der ARS ab“, kündigt er an. Anschließend Füße hoch? Keineswegs. „Dann werde ich meine bestehende Rolf-Ludwig-Stiftung weiter nach vorne treiben“, sagt er. Siebenstellig ist mittlerweile das Stammkapital der Rolf-Ludwig- sowie der Grete-Lange-Stiftung (letztere wurde bereits 1983 gegründet; sie wird mittelfristig in die Rolf-Ludwig-Stiftung überführt werden). 10.000 Euro werden jährlich ausgeschüttet – zugunsten des Rotenburger Sports. Seit Gründung der Stiftungen sind den Clubs bisher mehr als 300.000 Euro zugeflossen. Ab 2018 werden jährlich 15.000 Euro an die Sportvereine gespendet. Sein größter Wunsch? „Dass der Rotenburger Sport langfristig gut abgesichert ist.“ Hierzu trage er mit der Rolf-Ludwig-Stiftung bei. Er liebe die Wümmestadt und habe sich daher in der Vergangenheit auch für die Weiterführung der Rotenburger Kinderheime, des Heimatbunds und des Rotenburger Flugplatzes „im Interesse dieser Stadt“ eingesetzt.

    Wibke Woyke
    Wibke Woyke
    Wibke Woyke schrieb von September 2017 bis Juni 2020 für die STARK.
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