Immer schon setzte Sven Trochelmann auf mehrere Standbeine, beschränkte sich nicht auf Milchwirtschaft, sondern baute Kartoffeln im großen Stil an und vermarktete Fleisch. Im vergangenen Jahr erweiterten Sven und Ina Trochelmann ihre Palette um eine Milchtankstelle. Solch eine hatten sie vor drei Jahren im Schwarzwald kennengelernt, gingen ein Jahr lang mit der Idee schwanger und bauten dann die Scheune, in der bis dato Kartoffeln lagerten und Maschinen standen, zum Hofladen Röpers Hof um. Es war der Niedrigpreis der Milch, der für die Überlegungen ausschlaggebend war, weitere Standbeine zu entwickeln. „Es passte wie die Faust aufs Auge.“ Und es waren Sven Trochelmanns Kindheitserinnerungen auf dem Dorf, in denen der Tante-Emma-Laden von Inge eine wichtige Rolle spielte. Sowas wollte der junge Landwirt auch, für sich und für sein Dorf. Zur Milchtankstelle gesellten sich ganz schnell Lebensmittelautomaten. Erst einer, dann zwei weitere prall gefüllt mit regionalen Lebensmitteln. So ganz stimmt es mit der Regionalität nicht, denn ganz im Sinne von Inges Tante-Emma-Laden schummeln sich zwischen die aus kleinen Manufakturen der Region stammenden Lebensmittel auch Chips, ein paar süße Snacks und Erfrischungsgetränke. Die sind zwar nicht ganz so gesund, aber lecker. Dafür ernten sie auch schon mal Kritik, aber sowas gehöre eben auch zum Dorf dazu, da es hier ja keinen Lebensmittelladen gebe. Und es passt in das Konzept vom Hofladen Röpers Hof und spiegelt Lebensgefühl und Unkonventionalität von Sven und Ina Trochelmann.
Und dann wollen sie neben Regionalität und Nachhaltigkeit, dem Kunden auch noch einen „Mehrwert“ mitgeben. Dazu haben sie einen Kaffeeautomaten im Hofladen platziert, an dem erschöpfte Fahrradfahrer wieder auftanken können. „Wenn man aus der Zivilisation hierher findet, ist es schön, einen Kaffee zu trinken.“ Dass der Bedarf da ist, haben sie im Sommer schon festgestellt, wenn Fahrradfahrer die Bank nutzen, um genussvoll eine Pause zu machen. Mehrwert bedeutet aber auch die „Büchertauschkiste“, ein kleines Bücherregal mit gespendeten Büchern. Ausleihen. Lesen, zurückbringen ist eine Variante. Einen Euro zahlen und mitnehmen, ist die andere Möglichkeit. Hier geht der Mehrwert noch einen Schritt weiter, denn das gespendete Geld kommt Wohlsdorfer Vereinen oder dem Kindergarten zugute, eben regional. Es wächst von alleine, sagt Sven Trochelmann, denn immer würde man jemanden am Bücherregal stehen sehen. Die Literatur reicht von bis, im unteren Bereich stehen Kinderbücher. Und manche nehmen ein Buch mit und stellen zwei wieder rein. Nicht alles im Hofladen stammt wie Milch, Kartoffeln, im Sommer Gemüse aus eigenem Anbau, Eier, Brotaufstriche, Apfelmus, Hefezopf und Weihnachtskekse aus eigener Produktion. Vieles kaufen sie mittlerweile dazu, das aber so regional wie möglich. Bei der Herstellung von Kartoffelchips aus eigener Produktion stießen Ina und Sven Trochelmann an ihre Grenzen, jetzt setzen sie auf Land-Kartoffel-Chips von Johanning. Nicht alles stammt aus konventioneller Landwirtschaft, einiges darf auch bio sein. Aber auch in diesem Bereich gehen sie einfach ihren eigenen Weg und lassen sich nicht festlegen. Im Sortiment haben sie Grillgewürzmischungen von Big J´s seasoning Jan Eckenberger, Grillfleisch des Sotheler Hausschlachters Bernd Miesner, der noch selber schlachtet, Käse von Böhlings Hofkäserei, Öle von der Ölmühle Godenstedt. Die Igel-Bäckerei liefert Brot und Brötchen, die es sonntags von 7.30 bis 10 Uhr im Hofladen gibt. Das sei vor allem für Wohlsdorf und Bartelsdorf eine tolle Sache, so der 40-jährige Landwirt.
Ihr Gemüse bauen sie komplett ökologisch an, aber ohne Zertifizierung. Stolz sind sie darauf, dass der Betrieb komplett gentechnikfrei ist. Und die Frischmilch aus dem Automaten ist Weidemilch. Dafür haben sie in ein besonderes Weidetor investiert, dass die Weidezeiten einer jeden Kuh dokumentiert. „Uns wird immer der absolute Reichtum unterstellt“, sagt er lachend, „keiner glaubt, dass wir gerne arbeiten.“ Neudeutsch, so Trochelmann, hätten sie ein Start-up-Unternehmen gegründet, das sich trägt. Ihr Stundenlohn aber liegt weit unter dem Mindestlohn. Jeden Mittag, wenn die Kinder schlafen, zieht es Ina und Sven Trochelmann in ihren Hofladen. Dann wird die Milchtankstelle ob Weihnachten, Silvester oder Sonntag aufwendig gereinigt und der Laden auf Vordermann gebracht. „Das bringt viele Stunden on top“, sagt die 33-jährige Landfrau. Klar gibt es „MÖZ“ ihre Mindestöffnungszeiten, aber die sind flexibel. Jeden Tag öffnen sie den Hofladen um 6 Uhr. Im Sommer wird er um 22 Uhr geschlossen, im Winter um 20.30 Uhr, dann sauber gemacht und noch ein Video für facebook gedreht. Es gibt aber nur ein one-take, für mehr bleibt keine Zeit. „Wir sind wie wir sind, das aber authentisch und nicht hochglanzpoliert.“ Wer nach „MÖZ“ noch kommt, um sich Nachschub zum Grillen zu holen, kann auch dann noch auf offene Ohren hoffen. Ideen haben sie mehr als reichlich. Jüngstes Kind ist die „Kreativ Werkstatt“ von Ina, in der es kreativ gestaltete Schachteln zum Befüllen, Karten jeder Art und Dekoartikel gibt. Und natürlich fertigen sie alles auch auf Bestellung. In der Pipeline aber sind noch wesentlich mehr. Sie beabsichtigen den „kleinen-Käse-Schein“ zu machen, um Joghurt produzieren zu können. Und auch eine Eismaschine mit ganz besonderem Eis haben sie in Planung.
Fotos: Mark Intelmann