Neben Beratung und Qualität sind es eben auch Schnelligkeit und Verlässlichkeit, was für die Kunden zählt. Die Mutter zweier erwachsener Töchter weiß: „Wenn das Schiff mangels Flagge nicht auslaufen kann, wird das unter Umständen schon wegen der Liegegebühren ganz schnell ganz teuer!“ Da lässt es sich der Kunde schon mal einen dreistelligen Betrag kosten, um die Handelsflagge im Wert von wenigen Euro aus dem Lager im Beekeort per Taxi anliefern zu lassen. Ein schneller Service ist Trumpf: Wenn ein Anruf eingeht, ist eine gängige Flagge (vorgehalten werden um die 200 Länder in den Standardmaßen) wenn nötig innerhalb einer halben Stunde auf den Weg gebracht. Und das gern in gebrauchten Kartons umliegender Gewerbetreibender – der Nachhaltigkeit zuliebe. Bis sich der Recyclinggedanke herumgesprochen hatte, führte das bei einigen Kunden zu kuriosen Reaktionen: „Einer schickte die vermeintlich falsche Sendung zurück – ‚Butterkekse hatten wir nicht bestellt‘“, hieß es, andernorts weckten die Kartons mit dem Objekt gerade der weiblichen Begierde Begehrlichkeiten: „Die haben vermutet, wir müssten sehr reich sein, weil ich so viele Schuhe bestelle“, lacht die 57-Jährige.
Zum elterlichen Betrieb kam Knispel „wie die Jungfrau zum Kinde“. Genauer gesagt, durch das der Schwester. Die hatte eigentlich den Betrieb übernehmen wollen. Als sie schwanger wurde, sprang Knispel ein – der Schwester gefiel die Rolle der Mutter, ihr selbst die der Unternehmerin. Bis dahin hatte sie schon Erfahrungen in allen möglichen Bereichen gesammelt: An die Lehre in einer Baumschule schloss sich, eigentlich zur Überbrückung der Wartezeit auf einen Studienplatz, eine kaufmännische Lehre an. Aus einem geplanten Urlaub auf Zypern, wohin sie den Vater beim Kundenbesuch begleitete, wurde ein einjähriger Job in der Schifffahrtsbranche; beim Dolmetschen auf einer Messe warb eine norwegische Bank sie ab. Heute kann und will sich Knispel kein anderes Leben mehr vorstellen, als ihre eigene Chefin zu sein: Selbstbestimmt zu arbeiten, frei oder Urlaub zu machen, wenn man es möchte – auch wenn das in der Realität eher selten vorkommt: „Die Freiheit des Kopfes“, wie sie es nennt, macht den Unterschied. Der Kick? „Leistung wird belohnt – wenn du dich richtig reinhängst, belohnt dich der Erfolg.“ Dabei sind es nicht nur Spezialaufträge, die im Gedächtnis hängen bleiben – die Bestückung eines 18 Meter hohen Fahnenmasts im Freizeitpark für das Guinnessbuch der Rekorde oder die Lieferung an ein Luxusresort im Kongo –, sondern vielmehr die täglichen Kundengespräche, der Alltag mit Herz, Headset und Verhandlungsgeschick.
Der Unternehmergeist ist der Scheeßlerin wohl in die Wiege gelegt worden – und sie hat diese Gene an die nächste Generation weitergegeben. Tochter Magdalena (27) steht mit ihrem Kosmetikstudio längst auf eigenen Beinen; die 26-jährige Sophie tritt in die Fußstapfen der Mutter und startet nach einjähriger Einarbeitung demnächst das Projekt „Familien-unternehmen 3.0.“ Auch sie hat bereits Erfahrungen mit einem eigenen Business gemacht: Die gelernte Tierpflegerin hat eine eigene Reihe pflanzlicher Nahrungsergänzungsmittel für Tiergesundheit entwickelt und vertrieben. Ein Problem, loszulassen und in die zweite Reihe zurückzutreten, hat Mutter Kiki nicht: „Sophie ist so viel strukturierter als ich und sehr klar in dem, wie es laufen soll.“ Sie selbst möchte in drei bis vier Jahren nicht unbedingt aufhören, aber kürzer treten, Verantwortung abgeben. In der Branche wird ihr das vorgelebt: „Viele meiner Kunden sind noch bis in ihre 70er beruflich aktiv – einfach, weil es Spaß macht und man das unternehmerische Denken nicht von einem auf den anderen Tag ablegt.“ Und dann ist da auch noch der jüngste Familienzuwachs: Sophies Töchterchen Helen, gerade mal wenige Wochen alt – und vielleicht irgendwann Generation 4.0.